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Hüg. – Hugenotten
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Hug'
1789 die Priesterweihe und war seit 1791 Professor der neutestamentlichen Theologie zu Freiburg, wo er 11. März 1846 starb. Sein von gediegener Forschung und
Unbefangenheit zeugendes Hauptwerk ist die «Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments» (2 Bde., Tüb. 1808–9; 4. Aufl., Stuttg. 1847); ferner schrieb er:
«Die Erfindung der Buchstabenschrift» (Ulm 1801), «Untersuchungen über den Mythus der berühmten Völker der Alten Welt» (Freib. i.Br. 1814), «Das Hohe Lied in einer
noch unversuchten Deutung» (ebd. 1814), «Gutachten über das Leben Jesu, kritisch bearbeitet von D. Fr. Strauß» (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1854). 1828–35 gab er die
«Zeitschrift für die Geistlichkeit des Erzbistums Freiburg», 1839–48 mit Hirscher u.a. die «Zeitschrift für Theologie» heraus.
Hugdietrich, sagenhafter Held der Franken (Hugones), wahrscheinlich der geschichtliche König Theodorich von Austrasien (gest. 534). In
einer um 1225–30 verfaßten Dichtung vom «Wolfdietrich» beschäftigt sich die erste âventiure mit ihm. H., aus Konstantinopel
gebürtig, kommt als Mädchen verkleidet an den Hof König Walgunts von Salneck und erzeugt mit der in einen Kerker eingeschlossenen Tochter des Königs, Hildburg,
einen Sohn, der, ausgesetzt und von den Wölfen gesäugt, den Namen Wolfdietrich (s. d.) bekommt. Ausgabe von Amelung im «Deutschen Heldenbuch»,
Bd. 3 (Berl. 1871). Eine schöne Umdichtung von H.s Brautfahrt gab W. Hertz (Stuttg. 1863).
Hügel, s. Berg (orographisch).
Hügel, grauer, des Gehirns, s. Gehirn (Bd. 7, S. 676a).
Hügel, Ernst Eugen, Freiherr von, württemb. General und Staatsminister, geb. 26. März 1774 zu
Ludwigsburg, war der Sohn des 1801 in den Reichsfreiherrenstand erhobenen württemb. Feldzeugmeisters Johann Andreas von H.
(geb. 1734, gest. 1807), dessen edler Humanität Schubart in seinen «Gedichten aus dem Kerker» ein Denkmal gesetzt hat. H. trat 1785 in des Vaters Regiment, nahm
teil an den Feldzügen 1792–1800, wurde 1806 Major und stieg 1807 innerhalb sechs Monaten bis zum Generalquartiermeister-Lieutenant empor. 1809 wohnte er den
Schlachten von Abensberg, Landshut, Eckmühl, Aspern und Wagram bei und kehrte als Generalmajor zurück. Im Feldzuge von 1812 stürmte H. mit der 1. Infanteriebrigade
bei Smolensk 17. und 18. Aug. die beiden Vorstädte am Dnjepr; bei Borodino eroberte er die Redoute des linken Flügels. Im Kriege von 1815 war H. Militärkommissar
im Hauptquartier Wellingtons und während der Friedensverhandlungen württemb. Gesandter bei den verbündeten Monarchen in Paris. 1816 wurde er Generallieutenant und
Vicepräsident des Kriegsdepartements und nach dem Regierungsantritt des Königs Wilhelm 1817 Kriegsratspräsident. 1820 wurde er Mitglied der Kammer der
Standesherren, 1829 Kriegsminister und 1842 in Ruhestand versetzt. Später zog er sich nach Kirchheim unter Teck zurück, wo er 30. März 1849 starb.
Sein Sohn, Freiherr Karl von H., geb. 24. Mai 1805, war Okt. 1855 bis Okt. 1864 württemb. Minister des königl. Hauses und der
auswärtigen Angelegenheiten; er war ein eifriger Vertreter der mittelstaatlichen Politik und starb zu Stuttgart 29. Mai 1870. ↔
Hügel, Karl Alexander Anselm, Freiherr von, Reisender und Naturforscher, geb. 25. April
1796 zu Regensburg, studierte seit 1811 zu Heidelberg die Rechte und trat dann als Offizier in die österr. Armee, focht 1814 und 1815 mit in Frankreich und
Italien, nahm 1821 an der Expedition nach Neapel teil und blieb hier als Attaché der österr. Gesandtschaft bis 1824. Darauf nahm H. als Major den Abschied, um sich
zu Wien und Hietzing dem Studium der Naturwissenschaften zu widmen, und trat 1830 eine siebenjährige Reise an, die ihn bis nach Neuseeland führte und auf der er
namentlich Ostindien durchforschte. Seit der Rückkehr von seiner großen Reise lebte er vorzugsweise der Hortikultur. Im Dez. 1850 ging er als Gesandter nach
Florenz, wo er bis zur Vertreibung des Großherzogs (1859) verblieb, und nahm dann den Gesandtschaftsposten in Brüssel an, den er 1869 niederlegte. Seitdem lebte er
erst in England, später in Brüssel, wo er 2. Juni 1870 starb. Seine Sammlungen wurden den kaiserl. Kabinetten und der Hofbibliothek zu Wien einverleibt. H.
schrieb: «Kaschmir und das Reich der Sikhs» (4 Bde., Stuttg. 1840–48) und «Das Kabul-Becken» (2 Bde., Wien 1850–52).
Hugenotten (frz. Huguenots), ursprünglich Spottname, dann allgemeine Bezeichnung der franz.
Protestanten seit dem Reformationszeitalter. Der Name ist wohl verstümmelt aus Ignots,
Iguenots (Eidgenossen), wie sich zeitweilig die Opposition in Genf (s. d.,
Bd. 7, S. 781b) nannte, weil sie es mit der schweiz. Eidgenossenschaft hielt. Die Volksetymologie
hat dann nachträglich den Namen mit alten franz. Sagen und Worten in Verbindung gebracht.
Bald nach Beginn der Reformation in Deutschland zeigten sich auch Anhänger derselben in Frankreich. Unter dem Schutz der Königin Margarete von Navarra erfüllten Männer
wie Gerhard Roussel und Jakob Lefevre weite, insbesondere die gelehrten Kreise mit reformatorischen Ideen. Als später Calvin auftrat, griff nach einer Ermattungspause
unter dem Adel, dem Mittelstande und den Handwerkern der Abfall von der röm. Kirche gewaltiger um sich. Die Bewegung war im innersten Kern religiöser Art, aber sie
begegnete sich mit den Regungen eines Rückschlages der noch selbständig gebliebenen franz. Kräfte gegen den überhandnehmenden königl. Absolutismus, und die sociale und
polit. Unruhe dieses allgemeinen Übergangsprozesses bahnte auch den religiösen Ideen den Weg. Calvins Sturmkraft gewann dem religiösen Element die ausschließliche
Führung. Das an die alte Kirche gebundene Königtum widerstrebte, zugleich im Sinne der Autorität gegenüber dem Individualismus des prot. Gedankens. Schon Franz I.
suchte trotz persönlicher Sympathien die Bewegung durch Strafgesetze zu unterdrücken und ließ viele Ketzer verbrennen. Schärfer noch ging Heinrich II. vor (s.
Chambre ardente); dennoch gewann die Neuerung auch unter dem Hochadel Anhänger, an deren Spitze die drei Brüder
Coligny standen; der Gegensatz der Häuser Bourbon und Guise brachte parteipolit. Inhalt in die Bewegung, die guisische Gewaltherrschaft unter Franz II. vereinigte
Protestanten, oppositionelle Adlige und Bourbonen zum Anschlag von Amboise, der daraus hinauslief, den König und die Guisen gefangen zu nehmen und Anton von Navarra die
Regierung zu übertragen. Die Verschwörung schlug fehl (März 1560) und
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 400.